von Peter Zülsdorff
Ehe wir uns versahen, war die Rudersaison auch schon wieder vorbei. Einige Wanderfahrten konnten wir genießen, Erfolge auf Regatten verbuchen und Feste feste feiern. Der Abschluss der Saison stellt, wer hätte das gedacht, das Abrudern dar, wie in jedem Jahr pünktlich am letzten Samstag im Oktober. Schon traditionell verteilen sich dabei die Ruderer in zwei Gruppen. Die einen starten vom Bootshaus mit Ziel Westerhüsen. Die anderen packen eins zwei Boote auf den Hänger und bringen diese zur Saalemündung nach Barby. Ich fahre gerne diese Strecke. Zum einen geht es nur bergab, zum anderen gibt es noch ein paar Kilometer für den Fahrtenwettbewerb, den man sowieso nicht mehr schafft.
Nachtrag: Bilder von Torsten zum Abrudern_2014 als PDF
Als Auswärtiger konnte ich mich wie immer um das Verladen der Boote drücken. Vielen Dank an die fleißigen Hände vor Ort. Meine Aufgabe war es somit nur, pünktlich um acht Uhr im Bootshaus zu sein, um den Bus nach Barby zu bekommen. Nach einem ausgewogenen Frühstück bei Schäfer’s in der Jakobstraße war das kein Problem. Zwölf Freiwillige fanden sich um die beiden Kleinbusse ein, vier weitere stiegen im Süden der Stadt zu. Nach einer kurzweiligen Fahrt erreichten wir die Einsatzstelle in Barby. Die Boote lagen bereit, mussten nur noch zu Wasser gelassen werden. „Alle ans Boot und hoch“, Schmerz in der Hüftgegend und die darauffolgende Urlaubswoche konnte ich als alter Mann genießen. Kaum in den Booten, ging die rasante Fahrt auch schon los. Zunächst wurde alles ordnungsgemäß eingestellt. Und da wir eine Gemeinschaft sind, wurde fairer Weise auf das letzte Boot gewartet, gewartet und gewartet. Also trieben wir elbabwärts. Nachdem das letzte Boot uns tatsächlich noch vor dem Ziel erreichte, bildeten wir ein Paket. Man soll ja nicht so hetzen. Außerdem hatten wir für die knapp dreißig Kilometer bis zum Mönchsgraben sechs Stunden Zeit. Eine aktuelle Hochrechnung ergab, dass wir mit durchgängigem Treiben gegen 14.30 Uhr in den Mönchsgraben einfahren. Wir waren also viel zu schnell. Wir versuchten mit allen Steuertricks die Geschwindigkeit zu reduzieren. Paddelhaken wurden ins Wasser geworfen, um gegen den Strom rudern zu dürfen und somit Zeit zu schinden. Ohne Erfolg. Wir trieben unaufhaltsam die Elbe abwärts.
Beim Sportclub in Schönebeck kamen wir endlich zum Stehen. Ein kurzer Spaziergang auf dem Steg, für einige in das benachbarte Grün und ein Steuerplatzwechsel standen nach den absolvierten sechszehn Kilometern Treiben auf dem Programm. Ich wechselte auf den Steuerplatz. Der rasante Fahrtwind auf Eins setzte meinem Kreuz zu. Man ist halt auch nicht mehr der Jüngste. Ein Vierer griff plötzlich zu den Skulls und wollte zum Mönchgraben rudern. Es waren noch elf Kilometer und weit über zwei Stunden Zeit. Da wurde im Boot wahrscheinlich zu viel Jagdwurst gebrutzelt. Die anderen beiden Boote sahen sich genötigt, hinterher zu rudern. Immerhin schafften wir es bis zur Brücke nach Schönebeck. Drei Kilometer. Alle waren fertig. Eine Pause war notwendig. Für die restlichen acht Kilometer entschieden wir uns demzufolge wieder fürs treiben lassen. Wenige Minuten nach 14 Uhr fuhren wir in den Mönchsgraben ein. So früh war ich noch nie hier.
Der Mönchsgraben füllte sich. Eine kurz gehaltene „Saison-vorbei-und-Hip-Hip-Hurra-Rede“ wurde geredet. Schwupp die wupp waren die ersten Boote auch schon wieder draußen auf der Elbe. Es war noch nicht einmal 15 Uhr. Auch leerte sich der Mönchgraben schneller als in den Jahren zuvor. So erlebte ich gleich die nächste Premiere. Als letztes Boot verließ ich den Mönchsgraben.
Dabei wechselten wir noch einmal das Boot durch. Elf Kilometer steuern verlangten meine letzten Kräfte ab. Ich wechselte als Kielschwein in die Spitze und überließ meinen Rudernachwuchs den Einsplatz. Die letzten vier Kilometer wurden tatsächlich ohne Unterbrechung gerudert. Wahnsinn. Hut ab vor der Leistung der Mannschaft. So erreichten wir flott den heimatlichen Steg. Die Boote wurden gereinigt und in den Bootshallen verstaut. So endete das härteste Magdeburger Abrudern, was ich je erlebt habe.
Peter Zülsdorff