Am 6. November anno 2015 war es wieder so weit: Das absolute Spitzenereignis der Ruderwelt (nur für die „ganz Hadden“) stand mal wieder an. Diese sportlich und kulturell im höchsten Segment angesiedelte Veranstaltung mit dem kurzen und einprägsamen Namen „Abrudern für Erwachsen mit René in Verbindung mit Murmeltours“ fand dieses Jahr in Lehnin statt. Die Vorbereitung war von den Organisatoren optimal bewältigt worden. Auch genug geistiges Rüstzeug stand zur Verfügung (gemeinhin vor allem in liquidem Aggregatszustand). So trudelten dann am Freitag den 6. November die ersten Unerschrockenen im Bootshaus am Klostersee ein. Die Zechliner brachten sogar ihre „Zechliner Hütte“ (ganz profan auch als Wohnwagen zu bezeichnen) mit. Beim gemeinsamen Abendimbiss stellte ein Neuling die elementare Frage: „Wie geht das hier mit dem Biertrinken?“ die Antwort kam prompt: „Flasche öffnen, Mund aufmachen und dann laufen lassen!“ Das hohe Niveau für die darauffolgenden hochgeistigen Gespräche war dadurch gesichert.
Nach erquickender Nachtruhe wurde am Sonnabend dann um 7:30 Uhr der süße Schlummer jäh durch die markige Stimme des Co-Fahrtenleiters beendet. Aber statt des ersehnten Frühstücks hieß es nun erstmal arbeiten: Aufladen der Boote (in Worten: drei Stück mit Zubehör). Jetzt trafen nun auch die restlichen Teilnehmer ein. Das anschließende opulente Frühstück gab Gelegenheit, Kräfte für die bevorstehenden Taten zu sammeln.
Sodann begab sie die edle Korona mittel Landfahrzeugen Richtung Götzer Berge. An einer günstig scheinenden Stelle (grundsätzlich ist jede Stelle günstig!) an einem Fließgewässer namens Havel wurden die Boote abgeladen und zu Wasser gelassen. Nach einigen artistischen Verrenkungen und unter Zuhilfenahme eines Angelkahnes bekam jeder seinen Platz. Dank des der intellektuellen Vorarbeit der mitreisenden Damen (schlicht auch als Bootseinteilung bekannt) konnte auch Sonderwünsche wie z. B. Fensterplatz etc. befriedigt werden. Vor dem Ablegen wurde noch von den Fahrtenleitern verkündet, dass es aufgrund der fast schon sommerlichen Temperaturen keinen Glühwein gäbe. Proteste dagegen wurden gleich im Keime erstickt mit dem Hinweis, in der Ausschreibung stehe nur, dass zwar Getränke, aber kein Glühwein von den Teilnehmern nicht mitgebracht werden müsse. Vom Ausschank sei nie die Rede gewesen.
Entgegen jeder normalen Gewohnheit und Vernunft ging es nun nicht flussabwärts, sondern „stromauf“ zum Kilometer 44 (Schnapszahlen müssen sein). Hier bogen wir in einen alten Seitenkanal ein, der uns dahin führte, wo wir vor vielen Jahren unser Ziel der Abrudertour war. Hier wurden noch zwei Autofahrer aufgenommen, und dann ging es havelabwärts Richtung Mittagsziel. Hierbei wurde allgemein festgestellt, dass der Wetterbericht mal wieder völlig danebenlag. Statt Wolken und Regenschauer fuhren wir bei Sonnenschein unter blauem Himmel. Dies zu äußern erwies sich bald als großer Fehler. Es zog langsam zu und Kurz vor der Mittagspause ging ein leichter Nieselregen hernieder (es lohnte aber nicht die Regenjacken anzuziehen). Plötzlich rief jemand: „Wir haben uns total verfahren. Wir sind auf einem ganz anderen Fluss. Auf dem Schild da steht Weserarm!“. Nun findet man ja öfter Schreibfehler auf Schildern, aber hier klärte sich die Sache bald auf. Am Ufer stand ein Hinweis auf den Ort Weseram. Anscheinend war die optische Wahrnehmung des Kameraden aus unerfindlichen Gründen doch stark getrübt.
Bald war Klein Kreuz erreicht und alles begab sich behänden Schrittes zum Tempel der Mittagsatzung, nämlich zu Olaf in die Sportklause (wohin denn auch sonst?). Bei lecker Eisbein und Kassler konnten die Depots wieder aufgefüllt werden.
Fast pünktlich (lt. Plan) legten wir wieder ab und verließen auch gleich die Bundeswasserstrassengewässer um nun den Emster Kanal, der sich als Landeswasserstrasse präsentiert zu befahren. Kurz vor dem Rietzer See wurde noch eine „Gesundheitspause“ eingelegt. Über den Rietzer See ging es dann weiter auf dem Emster Kanal, nicht ohne vorher noch auf den vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn aus Magdeburg beim Pumpwerk anzuhalten (zu sehen gibt es da aber nichts Besonderes). Wir näherten uns dann bei hereinbrechender (genaugenommen passierte das das ganz sanft und leise) Dunkelheit dem Netzener See. Hier war wieder ein Päuschen angesagt. Jetzt hieß es Zeit schinden; denn traditionell kommen wir im Dunklen an. Ein Kamerad wollte etwas Licht in die ganze Angelegenheit bringen (unsportlich!) und versuchte eine Lampe auf seinem Kopf zu befestigen. Dann erscholl ein Schrei: „Mir ist der Gummi geplatzt!“, wobei sich die Lampe aufgrund der Gravitation Richtung bewegte. Naja, die Fische brauchen auch Licht. Weiter ging es im Dunklen über den See, die Einfahrt zum Kanal, der unter der Autobahn durchführt wurde akustisch geortet und nach einigen Kurven waren wir auf dem Klostersee.
Am heimischen Steg blinkte ein Licht und zusätzlich wies uns ein Lagerfeuer den Weg. Schnell waren die Boote an Land gebracht und die Vorbereitungen für das abendliche Grillen begannen. Alsbald zog ein lieblicher Duft vom Grill über das Gelände und kurz darauf gab es nur noch Essensgeräusche. Im Saal wurde der Kamin angeheizt, und nach dem ausgiebigen Essen folgte wieder ein nicht ganz kurzer Abend, der, wie bereits am Vortag mit hochgeistigen Gesprächen ausgefüllt war.
Am Sonntagmorgen weckte uns wieder das zarte Stimmchen des VL und rief zum Frühstück.
Anschließend ging es zu den Booten, die über Nacht sich als hervorragender Blätterfang bewährt hatten. Nachdem Kubikmeter Weise Laub von Stemmbrett und Rollsitz entfernt worden war (hier kam der Vorschlag, doch alles in die „Zechliner Hütte“ zu stopfen, dann wäre man das ganze Zeug los), wurden zwei Boote zu Wasser gelassen, da einige aus den verschiedensten Gründen sich schon Richtung Heimat orientieren mussten. Bei strahlend blauem Himmel und doch recht kräftigem Wind ging es über Klostersee, Netzener See und Emster Kanal bis zum Rietzer See, nicht ohne auf dem Rückweg dem Pumpwerk wieder Referenz zu erweisen (inzwischen vermute ich hier ein Heiligtum ähnlich wie Mekka und Medina) Zum Mittagessen wurde bei Silvia am Seehof Netzen angelegt, um sich dort mit einer Kartoffelsuppe (echt super) zu stärken. Die letzten Kilometer zum Bootshaus waren dann schnell zurückgelegt. Hierbei wurde die Feststellung getroffen, dass es hier vor etwa zwanzig Stunden ganz anders ausgesehen hätte, nämlich stockfinster. Reaktion darauf: „Da kann man mal sehen was so ein Wetterumschwung alles bewirkt.“
Nach dem die Boote gereinigt waren setzte man sich noch zum Abschiedskaffee zusammen, aufgrund der Temperaturen fand die ganze Angelegenheit im Freien statt. Hier verkündete Murmel, dass die nächste Veranstaltung dieser Reihe turnusmäßig wieder im November 2016 in der Landeshauptstadt Magdeburg im „Land der Frühaufsteher“ stattfinden wird.
Danach hieß es Abschiednehmen und ein jeglicher begab sich wieder in seinem Heimatort: Lehnin, Magdeburg, Braunschweig, Bernburg, Schöneiche, Henningsdorf, Zechlin, Berlin, Brandenburg und Lauenburg.
Fazit war wieder super, kein Wunder bei dem Wetter (Ohne wärs auch gewesen)
Helmut Knobel